Firmen nach dem Lockdown

Während der Coronakrise hat das Parlament in der Schweiz einiges an Profilschärfe gewonnen. Grundlegende Aspekte wie die Vertragsfreiheit oder gängige marktwirtschaftliche Prinzipien werden ohne Umschweife in Frage gestellt. Dies zeigt sich beispielsweise bei den Dividenden. Ist es opportun, gleichzeitig Gelder für Kurzarbeit vom Staat zu erhalten und Dividenden an die Aktionäre zu bezahlen? Der Nationalrat meinte jedenfalls ja. Die liberale Schweiz stöhnte auf und sprach von Enteignung.

Was ist der Grund, dass solche Ideen plötzlich Mehrheiten finden?

Angesichts der globalen Spannungen zwischen China und den USA entwickeln Konsumenten in westlichen Ländern zwei neue Mantras. Erstens geht es um mehr Unabhängigkeit von der Ost-West Achse und zum Zweiten um ethisches Verhalten von Unternehmen.

Während der Corona Krise wurde deutlich, dass viele Länder von China abhängig sind, etwa bei pharmazeutischen Produkten. Beispielsweise war die Schweiz von Importen von Schutzmasken abhängig. Jüngst kaufte der Staat deshalb zwei Maschinen, um Masken in der Ostschweiz herzustellen. Die Frage der Unabhängigkeit von Grossmächten wird wichtiger und damit wird die Wertschöpfung innerhalb der nationalen Grenzen zu einem dominanten Thema. Es ist zudem davon auszugehen, dass Parteien mit einer national orientierten Agenda oder einem ausgeprägten Us-first-ism noch mehr Zulauf gewinnen.

Das zweite Mantra wird sich mit dem Verhalten von Unternehmen befassen. Ethisches Management ist kein nice to have mehr sondern wird ein kritischer Nenner, bei dem die Verbraucher entscheiden können, wer auf dem Markt verbleiben wird. “Firmen liefern Gewinne an die Aktionäre und Verluste an die Steuerzahler” ist eine geläufige Aussage und illustriert die seismische Energie dieser Debatte.

Viele Länder werden auf diese Mantras und die geopolitischen Entwicklungen u.a. mit Protektionismus reagieren. Dies mit dem Ziel, einheimische Märkte vor den globalen Dynamiken zu schützen.

Unternehmen sollten diese neuen Realitäten als Momentum nutzen. Es geht darum, die Wertschöpfung nach ethischen und betriebswirtschaftlichen Entscheidungen auszurichten, beispielsweise indem die Herkunft der Rohstoffe näher an die Verkaufsmärkte gerückt werden.

Das Verhalten der Unternehmen steht auf dem Prüfstand. Es werden jene Marktanteile gewinnen, welche sich tatsächlich verändern und mit greifbaren Werten kommunizieren.

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