Future Cities: Shenzen

Vom Fischerdorf auf die Weltbühne. Man nennt Shenzen das Silicon Valley der Hardware. Die Stadt ist Geburtsort von globalen Technologiegiganten wie Tencent oder Huawei. Und die 10 Millionen Metropole wirkt wie ein Magnet auf Fachkräfte aus allen Kontinenten. Es bahnt sich die neue Konkurrenz ihren Weg auf die globalen Märkte. Auch bei den Preisen für Immobilien (↑) scheinen die Chinesen ihren Kollegen im Silicon Valley bereits nachzueifern.

Anlass genug sich das hübsche Video von Wired anzuschauen. Hinreisen und auf dem Radar halten.

Fahrerlose Fahrzeuge (NIE mehr Stau am Baregg!)

Wir leben in der Dämmerung von intelligenten Fahrzeugen. Vor ein paar Wochen hatte ich zum ersten Mal dieses Vergnügen in einem Tesla. Es ist ein erhabenes Gefühl, wenn sich der Flitzer selber zum Ziel fährt. Neben den grossen Emotionen müssen wir uns aber mit den Folgen dieses Megatrends und den Auswirkungen auf die Verkehrspolitik befassen.

Die Schweiz hat sich in den letzten Jahren mit zwei Vorlagen der Verkehrsinfrastruktur befasst. Die FABI Vorlage sowie die aktuelle Milchkuh Initiative. Im Kern geht es bei beiden Vorlagen um die Verteilung der Finanzen für den Erhalt und Ausbau von Strasse oder Schiene. Es geht auch um ein politisches Kräftemessen. Jedoch wurde bei beiden Vorlagen der langfristige technologische Wandel nicht berücksichtigt.

Die fahrerlosen Fahrzeuge (im Unterschied zu dem selbstfahrenden Tesla) werden sich in den nächsten 20 Jahren durchsetzten. Ohne den Faktor Mensch am Steuer werden künftig die Verkehrsflüsse optimiert. Auf den Autobahnen werden Fahrzeuge in einem Abstand von einigen Millimeter zueinander verkehren. Sind alle im Verkehr beteiligten Fahrzeuge miteinander vernetzt, wird dadurch eine Echtzeitverkehrsplanung möglich und die Effizienz steigt rapide. Ian Pearson geht davon aus, dass durch diese neuen Formen von Mobilität die Kapazität des Verkehrsaufkommen bei gleicher Infrastruktur um den Faktor 5 erhöht werden kann. Nie mehr Stau am Baregg!

Mit der Veränderung der Technologie müssen wir gleichzeitig eine Diskussion lancieren, in welche Infrastruktur wir weiterhin Mittel investieren wollen. Zudem wird die Entwicklung der Energiequelle für fahrerlose Fahrzeuge wichtig. In diesem Zusammenhang lohnt es sich, das Projekt Hyperloop im Auge zu behalten.

Roboter: Werden wir (srsly?) alle arbeitslos?

Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert führte in ganz Europa zu Protesten. Historiker bezeichnen dies als den Maschinensturm. Heute wiederholt sich eine ähnliche Dynamik: Ein (kleiner) Sturm gegen Roboter.  Befürchtet werden momentan hauptsächlich mehr Arbeitslose. Doch ist diese Skepsis gerechtfertigt?

Es lohnt sich eine Auseinandersetzungen mit den Statistiken. Entscheidend dabei ist das Verhältnis der erwerbsfähigen und der tatsächlich erwerbstätigen Bevölkerung.  In der Schweiz lag die Erwerbstätigenquote 1996 bei 79.4%. Zwanzig Jahre später steigerte sich das Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und der Bevölkerung im 2014 auf 82.3%. In der EU stieg die Erwerbstätigenquote zwischen 2002 und 2014 von 66.7% auf 69.2%. Einzig in den USA sank diese Quote von einer Spitze von beinahe 77% 1999 auf 71.8% im 2014.

Welches aber sind die möglichen Einflussfaktoren, dass Roboter die Arbeitslosenzahl nach oben drücken? Es bietet sich die Auseinandersetzung mit zwei Aspekten an: Künstliche Intelligenz und die Frage, was nicht automatisierbar ist.

Eine wichtige Erkenntnis des technologischen Wandels ist, dass schwierige Herausforderungen einfach lösbar sind und scheinbar einfache Herausforderungen nur mit hohem Aufwand zu lösen sind. Anders gesagt: Google DeepMind kann in einem komplexen Strategiespiel den Meister des Fachs besiegen. Andererseits stellen sich bei der Simulation von einfacher Grundmotorik immer noch kostspielige Entwicklungshürden. Dieses Moravec‘ Paradox wurde in den 80er Jahren unter anderem von Hans Moravec beschrieben. Was aber wenn auch die einfachen (aber komplexen) Probleme durch künstliche Intelligenz und Roboter gelöst werden? Dazu braucht es eine Abgrenzung der Frage, was nicht automatisiert werden kann.

Eine gute Zusammenfassung bietet Beat Döbeli in seinem Buch Mehr als 0 und 1. Basierend auf den Erkenntnissen von Klaus Haefner hält Döbeli fest, dass Teamfähigkeit, Sozialkompetenz, Kreativität und Kommunikationskompetenzen nicht automatisierbare Fähigkeiten sind. Er ergänzt, dass mit diesen Kompetenzen „weniger Substituierbare“ auszubilden sind.  Damit werden neuen Anforderungen an unser Bildungssystem gestellt. Querdenkende Kreativgeister mit interkulturellen Führungsqualitäten werden gefragt sein!

Dies tönt nach einem elitären Verständnis von Erwerbsarbeit. „Warum gibt es immer noch so viele Jobs?“ fragt sich daher der MIT-Forscher David Autor berechtigterweise. Eine der zentralen Beobachtung seines Essay ist, dass Journalisten und Experten dazu neigen, die Situation generell zu übertreiben. Er präzisiert zudem, dass die Automatisierung die Produktivität steigern und das Einkommen erhöhen wird. Dadurch wird die Nachfrage nach Arbeitskräften nicht sinken. Die Verbesserung von AI, Robotern und gesteigerte Rechenleistungen verändern jedoch den Charakter von Arbeit und was dafür bezahlt wird. Gemäss Autor droht dabei ein weiteres Aufgehen der Einkommensschere.

Abschliessend betrachtet führt mich dieser Blog Beitrag zu folgender Frage: Wie viele arbeitslose Hufschmiede kennen Sie? Voilà! Trotz fortschreitender Automatisierung gehe ich davon aus, dass der Arbeitsmarkt die veränderte Nachfrage nach neuen Kompetenzen selber regeln wird. Es wird jedoch künftig wichtiger werden, dass die gefragte Fähigkeiten zwischen dem Arbeitsmarkt und dem Bildungssystem noch besser abgeglichen werden.

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Zukunft der Digitalen Bildung in der Schweiz

An der Schlussveranstaltung des Projektes ‚Schule im Netz‘ konstatierte Doris Leuthard im Jahr 2007, dass der Bildungssektor nun gerüstet sei für die Digitalisierung. Diese Schlussfolgerung erscheint neun Jahre später, mit einigen Ausnahmen, etwas voreilig.

Ich bin Mitbegründer des Vereins „Digitale Bildung Schweiz“ und in verschiedenen Dachverbänden zu diesem Thema engagiert. Insbesondere der Austausch mit den Bildungsprofis gibt Anlass zu folgender Frage: Wie kann die Digitalisierung von öffentlichen Schulen gefördert werden? Dazu habe ich drei Diskussionsgrundlagen skizziert.

Erstens: Die Rolle der Lehrpersonen

Auf seinem Blog spricht Philipp Wampfler davon, dass es keine „Digital Natives“ und „Digital Immigrants“ gibt. Sein Ansatz geht vielmehr davon aus, dass ein „selbstverständlicher Umgang“ mit digitalen Möglichkeiten von allen Personen, unabhängig vom Geburtsjahr, erworben werden kann. Wampfler hält in seinem Buch ‚Generation Social Media‘ zudem fest, dass „zwischen den spielerischen automatischen Lernprozessen und dem bewussten Gestalten von Lernumgebungen, in denen dank Begleitung erfahrener Coaches Grundfertigkeiten sicher angeeignet werden können“ unterschieden werden muss.

Lehrpersonen sind damit konfrontiert, dass bereits 1. Klässer die digitalen Geräte virtuos beherrschen. Dieses genuine Nutzungsverhalten ist aber nicht gleichzustellen mit der Medienkompetenz. Hier können sich Lehrpersonen als Gestalter von digitalen Lernprozessen positionieren, welche einen kompetenten Umgang mit Medien vermitteln. Orientierungshilfe geben dabei die Leuchttürme der digitalen Bildung, wie sie beispielsweise an der Primarschule in Arth-Goldau oder im Schulhaus Moosmatt in Luzern zu finden sind.

Zweitens: Kompetenz vor Technologie

Wir erinnern uns an die Sprachlabore, die 386er und 486er in den Schulzimmern. Der pädagogische Mehrwert dieser Investitionen war sehr bescheiden. In den letzten 25 Jahren hat man sich im Bildungssektor stets um die Frage gekümmert, welche Technologie ins Schulzimmer gehört. Der Global ICT Report 2015 des WEF kommt zu einer gegenteiligen Erkenntnis: Lehrpersonen müssen zuerst über entsprechende didaktische Fähigkeiten verfügen, um den Unterricht digital gestalten zu können. Dafür braucht es angepasste Angebote in der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen.

Drittens: Umsetzung von Unten nach Oben

Die Digitalisierung des Unterrichtsmaterials muss unabhängig von Anbietern oder Firmen gemacht werden. Dabei bieten sich Open Educational Ressorces (OER) an, also von den Nutzern selbst generierte Lerninhalte. Der Verein „Digitale Bildung Schweiz“ hat hierfür die schwedische Erfolgsgeschichte Learnify in die Schweiz geholt. Learnify ist unabhängig von einem Betriebssystem oder einem Gerät und hat drei zentrale Vorteile:

  1. Die im Unterricht notwendigen Unterlagen können digitalisiert abgegeben werden. Dies kann ein statischer Text sein oder eine interaktive Lernressource. Somit sind kollaborative Lernformen und effektives netzbasiertes Lernen möglich.
  2. Die (multimedialen) Lerndokumente werden in eine Lern-Management Umgebung eingebettet – Lehrpersonen können damit Klassen, Gruppen oder einzelne Schüler individuell fördern, Diskussionen moderieren  sowie den Fortschritt von Einzelnen begleiten.
  3. Andere Anbieter von digitalen Lerninhalten werden unkompliziert in Learnify eingebunden. Neben den OER Ressourcen entsteht so eine Bibliothek von Inhalten – beispielsweise das Schulfernsehen oder eBooks.

5G Mobilfunk

Mit der nächsten Mobilfunk Generation 5G sind Übertragungsraten von bis zu 10’000 MBits/s möglich. Zum Vergleich: Als schnell gelten heute Glasfaserverbindungen mit 1’000 MBits/s. Das neue Netz wird damit 10x schneller sein. Dieser nächste Schritt wird für die Nutzung des mobilen Internets und die Möglichkeiten des IoT wichtige Türen öffnen. Doch wo steht die Schweiz?

Die Einführung von 5G in der Schweiz ist ab 2020 geplant. So hält es jedenfalls die Swisscom fest. Dieser Zeitplan ist im internationalen Vergleich vertretbar. In der koreanischen Wiege von 5G geht man von einer Kommerzialisierung bis 2020 aus. Das europäische Netzwerk rechnet mit einer Einführung ab 2020. Günther Öttinger, der quasi CIO der EU, engagiert sich umfassend für eine moderne Infrastruktur.

An dieser Stelle muss man sich mit dem Regulator in der Schweiz befassen. Komplizierte Bewilligungsverfahren und einschränkende Auflagen bedrohen eine zeitnahe Einführung von neuen Mobilfunkstandards. Zudem scheint die aktuelle Revision des Fernmeldegesetzes (FMG) wenig förderliches zu enthalten, um den Wettbewerb im Ausbau der Kommunikationsnetze zu fördern. Interessanterweise werden mit dieser Revision nur die Kupferleitungen reguliert. Glasfaser und Mobilfunk bleiben vorerst unreguliert und werden in einem zweiten Schritt angepasst.

Es besteht die konkrete Gefahr, dass die politische Debatte dazu führt, dass wir den Anschluss verpassen. Dies ist aus folgenden Gründen ein Risiko:

  • Mobiles Internet ist zentral: Bereits heute finden 80% der Internetzugriffe über mobile Geräte statt – der Mobilfunk ist das Rückgrat!
  • Hinterfragung der Infrastruktur: Ein leistungsfähiges 5G wird eine direkte Konkurrenz zum Kupfer- und Glasfaserkabel – wo also in den nächsten vier Jahren investieren?

Wir haben noch zwei FMG Revisionen vor uns, während der Rest der Welt sich auf die Einführung von 5G vorbereitet. Verfolgen kann man diese globale Debatte am kommenden Mobile World Congress in Barcelona. Wir müssen dranbleiben!

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