„Ist etwas gratis bist du das Produkt“ ist ein Bonmot und 2016 kein neues Geschäftsmodell mehr. Dies sickert langsam in unser Verständnis einer digitalen Realität. Hingegen stört sich der Common Sense immer noch an den mächtigen Datenkraken im Internet. Etwas neuer ist da die Forderung, dass der User seine persönlichen Daten selber monetarisieren solle. Ein entsprechender Vorstoss wurde im April 2015 vom Bundesrat abgelehnt. Er verwies insbesondere auf die für Sommer 2016 angesetzte Vernehmlassung zur Revision des Datenschutzgesetzes.
Hinter dem Vorstoss steck ein neuer Business-Case und die wichtige Frage: Wer ist eigentlich mein persönlicher Datenbroker?
Die in der Schweiz ansässige Healthbank hat ein Modell entwickelt, welches voraussichtlich 2016 gestartet wird. Die Logik des Start-ups besticht: Privatpersonen werden Mitglied in der Genossenschaft Healthbank. Diese agiert als Data-Controller der individuellen Gesundheitsdaten. Die Genossenschafter bestimmen selber, welche Daten auf ihr Konto bei der Healthbank fliessen. Es entstehen damit zwei neue Geschäftsfelder. Beispielsweise:
- Über eine Transaktionplattform – eine AG zuständig für das Data Processing – kann der Genossenschafter seine Daten für eine wissenschaftliche Studie freigeben und erhält dafür einen realen Benefit
- Ein Medizinalgeräte Hersteller nutzt die Healthbank als neutralen Provider für seine digitalen Services
Die Daten bleiben auch beim zweiten Beispiel immer im Besitz des Genossenschafters. Gerade dieser Aspekt bedeutet für viele Firmen ein Paradigmenwechsel. Vergleicht man jedoch den schieren Datenbesitz mit den valablen Reputations-Risiken mit Gesundheitsdaten ist die Rechnung leicht gemacht.
Es wird sich zeigen, ob das Vertrauen in „Citizen-Owned“ Services auf Seiten der Konsumenten und bei Firmen erarbeitet werden kann. Eines steht fest: Wir müssen lernen, dass wir neben einem klassischen Bankkonto bald auch ein „Daten-Bankkonto“ einrichten und führen müssen.