Gemeinsam mit der alt Vize-Bundeskanzlerin und dem Präsident der asut durfte ich einen Beitrag in der NZZ im Dossier digitale Bildung publizieren. Es braucht Massnahmen in der Schweiz – wir sind dran.
Das Thema Digitalisierung beherrscht die Medienwelt: selbstfahrende Autos, Industrie 4.0, Bitcoin oder die Suche nach Fachkräften im Bereich Digitalisierung. Die grösste Herausforderung aber besteht in der nächsten Generation und der Schulbildung. Mit dem Lehrplan 21 haben die Behörden die Weichen gestellt, aber die Schwierigkeiten liegen in der Umsetzung der Vorgaben. Vielfach fehlt es auch an den nötigen Ressourcen. Wie eine Studie des Schweizerischen Verbands der Telekommunikation (Asut) belegt, gibt es Verbesserungsbedarf bei der Infrastruktur, der Hardware und beim Know-how des Lehrkörpers. Die Schweizer Wirtschaft steht in einem globalen Wettbewerb; als innovativer Dienstleistungs- und Werkplatz muss sie die Chancen der Digitalisierung nutzen, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben und den Wohlstand zu sichern. Dies setzt voraus, dass sie auf dem Arbeitsmarkt auch die Fachkräfte findet, die den digitalen Wandel voranbringen können. Der digitale Wandel muss in unseren Köpfen beginnen, und hierfür muss früh im Bildungswesen und im Bildungsprozess angesetzt werden.
Die Schulen sind gefordert, ein Grundverständnis dafür zu schaffen, wie diese neuen Technologien funktionieren und wie sie genutzt werden können.Vor diesem Hintergrund hat der Asut eine Studie zu digitalen Lehr- und Lernumgebungen in Auftrag gegeben. Vorbereitet und begleitet wurde die Studie durch eine Arbeitsgruppe des Asut mit Vertretern der Branche und Persönlichkeiten aus dem Bildungswesen. Die Studie kommt zum Ergebnis, dass bereits viele Vorzeigeprojekte, wirkungsvolle Partnerschaften und engagierte Lehrpersonen beispielhaft vorangehen. Vielfach fehlen aber die nötigen Ressourcen personeller und finanzieller Art, sowohl bei den Pionieren mit ihren «good practices» wie auch bei den Schulen, die gerne innovative Digitalisierungsprojekte übernehmen und weiterentwickeln möchten.
Auch in Bezug auf die Infrastruktur macht die Studie klare Aussagen. Ein leistungsfähiges Internet ist an einigen Schulen immer noch nicht verfügbar. Zudem ist die Ausrüstung der Schülerinnen und Schüler mit den nötigen Geräten ungenügend. Vielerorts versucht man das Problem mit «Bring your own device» zu lösen, also indem die Kinder ihre eigenen Geräte mitbringen. Dieser Ansatz ist gut, kann aber nur funktionieren, wenn die Schulen über tragbare Betriebs- und Servicelösungen verfügen. Die Studie kommt ausserdem zum Ergebnis, dass kommunale Entscheidungsträger und andere Akteure in den Schulen unzureichend unterstützt werden. Es fehlt vielfach das notwendige Wissen für ein zielgerichtetes Vorgehen, z. B. zur Erarbeitung eines an die Schule angepassten Digitalisierungskonzeptes im Rahmen der behördlichen Vorgaben.
Mit der Umsetzung des Lehrplans 21 in den Kantonen wird die Notwendigkeit offensichtlich, die bereits vorhandenen guten Ansätze stärker zu fördern. Benötigt werden jedoch zusätzliche Ressourcen, um eine grössere Breitenwirkung zu erzielen. Der Asut will die Behörden im Digitalisierungsprozess der Schulen unterstützen. Ziel ist die Bündelung der Ressourcen von Behörden, Politik und Wirtschaft; es geht also um Kohäsion, selbstverständlich unter dem Lead der zuständigen Behörden. Ausgangspunkt sind die bestehenden guten Digitalisierungsansätze und «good practices». Mithilfe eines Wissens- und Fördernetzwerkes sollen Erfahrungen geteilt und über ein Anreizsystem neue Initiativen in Schulen gefördert werden. Die Digitalisierung der Schule soll damit – ganz im föderalen Sinne – von unten erfolgen, ausgehend von den Gemeinden und Kantonen.
Von grosser Bedeutung ist die Unterstützung dieses Fördersystems durch die Organisationen der Lehrerschaft und insbesondere der Schulleitungen. Diese sind die Schaltstellen, von denen aus die Digitalisierung im Bildungswesen eine Breitenwirkung entfalten kann.
Foto von Unsplash