Die EU hat eine neue Datenschutzgesetzgebung. In der Schweiz folgt die Revision des hiesigen Datenschutzgesetzes voraussichtlich nach dem Sommer. Diese Regelwerke definieren, wie Unternehmen und der Staat mit personenbezogenen Daten umgehen müssen. Doch was bedeutet Datenschutz im digitalen Zeitalter?
Meine Datenspur ist immens. Dies zeigt ein Blick auf das Google Dashboard. Es lässt sich das digitale Leben in einem Clip abspielen. Will man dies nicht, kann personalisierte Werbung bei Google abgeschaltet werden (hier) und es gibt valable Angebote wie DuckDuckGo, „the search enginge, that doesn’t track you,“ Es bestehen also Alternativen. „Humbug!“ schreien die Einen und verweisen auf Snowden. „Gewöhn dich dran!“ entgegnen die Anderen und geben sich gelassen. Höchste Zeit also, sich mit den Polen der Diskussion über Datenschutz zu befassen.
Jene mit dem Humbug (ein schönes Wort!) verlangen, dass Unternehmen betreffend Datenschutz stärker in die Pflicht genommen werden. Das Stichwort in diesem Zusammenhang ist Privacy by Design. Gemeint damit ist der Ansatz, bei welchem ein starker Datenschutz in die Spezifikationen von Prozessen und Infrastrukturen ab Fabrik „eingebaut“ wird. Entstanden ist diese Idee in Ontario.
Eine gegenteilige Meinung haben die Verfechter des sogenannten Post Privacy Ansatzes. Diese bezeichnen die (digitale) Privatsphäre als ein quasi Auslaufmodell. Es wird davon ausgegangen, dass die Kontrolle über unsere Daten längst verloren ist. Die Befürworter führen an, dass die Datentransparenz die Chance für eine stärkere gesellschaftliche Kohäsion sei. Lanciert wurde die Debatte 2011 durch Julia Schramm in einem Spiegel Interview.
Beide Positionen sind separat betrachtet zu extrem. Es ist falsch, die Verantwortung von Unternehmen absolut über die individuelle Verantwortung zu stellen. Es ist falsch, mit einer fatalistischen Haltung den Datenschutz in einer Post-Privacy Ära als obsolet zu erklären. Ein modernes Datenschutzgesetz vermag sich vielmehr zwischen den Polen zu positionieren und ist international anschlussfähig.
Klar ist jedoch, dass der Datenschutz beim eigenen Nutzungsverhalten beginnt. Der vernünftige Umgang sollte deshalb zwingend in einem modernen Lehrplan trainiert werden. Wir müssen noch besser lernen, unsere Datenspur bewusst zu gestalten.